Der Philosophische Hintergrund des Yoga
Eine erste Annäherung Obwohl dieses immer wieder behauptet wird, ist Yoga keine eigenständige Philosophie, sondern eine von vielen Methoden zur inneren Befreiung des Selbst, die auf der indischen philosophischen Tradition basiert. Kernziel des Yoga ist die Vereinigung von Atman und Brahman (siehe unten). Yoga beschreibt verschiedene Wege die dahin führen sollen und umfasst körperliche Grundübungen sowie geistige Disziplinen, die sich der Einzelne nach seinen individuellen Ansprüchen zu eigen machen kann.
Alle indischen philosophischen Traditionen sind in ihrem Wesen religiös. Dennoch kann man den Hinduismus und damit den Yoga weder religiös noch philosophisch nennen; er ist vielmehr ein sozio-kuturell-religiöser Komplex. In seiner Vielfalt spiegelt er die geographischen, rassischen, sprachlichen und kulturellen Gegebenheiten Indiens wieder.
Quelle der indischen Philosophie sind die "Veden", eine Sammlung alter Schriften, deren Ursprung sich in den Nebeln der Vorzeit verliert. Die Niederschrift erfolgte zwischen 500 und 1500 v.u.Z. Der letzte und bekannteste Teil der Veden sind die Upanischaden, die neben der Philosophie deren Alltagspraxis abhandeln.
Die Lehre der Upanischaden wurde dem indischen Volk in Form einer Vielzahl von volks-tümlichen Erzählungen vermittelt – farbenprächtigen Mythen und Heldenepen.
Zentrales Epos ist die "Mahabharata" und in ihr das Heldengedicht der Bhagavad Gita, die in einem Gespräch zwischen Krishna (dem inkarnierten Gott Vishnu) und dem Krieger Arjuna das Wesen der indischen Philsophie und des Yoga beschreibt.
"Töte darum den aus Unwissenheit geborenen Zweifel in deinem Herzen mit dem Schwert der Weisheit. Sei im Einklang mit dir selbst im Yoga und erhebe dich, großer Krieger Arjuna, erhebe dich." Wesenskern aller Dinge ist Brahman, die Wirklichkeit hinter allen Dingen – unbegreiflich, ohne Anfang und Ende ohne Grenze. Er ist der einigende Begriff für das Unsagbare. Im Menschen wird dieser einigende Begriff durch Atman repräsentiert: Das wahre Wesen der Seele. Maya ist die Illusion des Menschen, die Welt und die Dinge in der Welt entsprächen der Wirklichkeit. Geblendet vom Zauber der Maya hat der Mensch nur eine Ahnung von Brahman, wird aber von den Alltagsdingen daran gehindert einen Zugang zu der eigent-lichen Wirklichkeit zu finden – der Einheit von Mensch und Kosmos, eben Brahman.